Verlassener Parkplatz

...

Madeline stand lässig wie verabredet bei abenddämmerung auf dem Parkplatz. Sie lauschte den geräuschen und zupfte dann und wann mal an ihrem Sportoutfit. Sie musste ja nicht gerade super Sachen zum Tanzen anziehen. Langsam wurde sie ungeduldig.

Über sein Outfit hatte Jake lange, offenbar viel zu lange nachgegrübelt, denn als er auf deim Parkplatz einbog, stand Madline schon da. Seufzend ließ er einen Moment lang den Kopf auf das Lenkrad sinken, dann stieg er aus dem Wagen, zupfte einige nicht vorhandene Fäden von seinem dunklen Shirt und näherte sich ihr mit erhobenen Händen - als Zeichen seiner friedlichen Absichten und als Ersatz für eine weiße Fahne. "Verzeihung Mylady, dass ich sie warten ließ" Langsam senkte er die Hände und legte die rechte dorthin wo sich im Normalfall ein Herz befindet. "Ich bin wirklich untröstlich, aber wenn ich nicht in mein Wolfsfell, was immer schick und ordentlich ist, schlüpfen kann, hab ich glatt Schwierigkeiten, die richtigen Sachen zu finden." Er schenkt ihr, wie er hoffte, ein entwaffnendes Lächeln und neigte den Kopf leicht zur Seite.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Aber dann trat sie ins Licht. Sie verdrehte kurz die Augen und lächelte ihn dann.
"Mein Herr, wie könnte ich bei dieser Endschuldigung noch böse sein?", fragte sie überaus höflich. Eine haarsträhne fiel ihr ins Gesicht und sie versuchte sie wegzupusten. Der restliche Zopf hielt einigermaßen.
"Ich muss noch schnell meine Schuhe wechseln. Ansonsten komm ich bei der größe gar nicht an deine Schulter." Schnell ging sie zurück zum Auto und kramte im Wagen herum bis sie ein paar High Heels fand. Sie streifte ihre Turnschuhe ab und schlüpfte in die hohen Schuhe. Bei der Bewegung verrutschte ihr Shirt etwas nach oben, was sie allerdings nicht mitbekam.
"So. Ich glaube, wir können loslegen. Bind dir das um. Oder soll ich das machen?", fragte sie keck und warf ihm doch tatsächlich einen gürtel mit Münezen zu.

Er ließ ein erleichtertes Lachen hören und folgte ihr mit seinem Blick, was er absolut nicht bereute, als er ein wenig von ihrer hellen Haut blitzen sah. Rasch konzentrierte er sich auf ihre Schuhe und kräuselte ein wenig die Lippen. "Die sehen gefährlich aus, ich kann mich auch klein machen..", bot er hilfsbereit an.
Dann allerdings sah er in ihrer Hand einen Gürtel mit Münzen blitzen und starrte sie einen Moment etwas entgeistert an. "Das ist nicht.." Er brach den Satz ab, sondern hob nur die Arme etwas an. "Walte deines Amtes, wenn du meinst, dass du dem Anblick dann noch gewachsen bist. Meine Hüften und dieses wundervoll klimpernde, glitzernde Etwas, dass kann selbst für hartgesottene Vampirladys zu viel des Guten sein." Nur nicht, dass Gesicht verlieren.

Madeline lachte ausgiebig über sein Gesicht.
"Die Schuhe sind für mich eher ungefährlich. Das Einzige was für mich eine Gefahr darstellt, das bist wohl eher du. Aber das stört mich eher weniger. Anscheinend denkst du wirklich, dass ich das mit dem Gürtel ernst meinte. Es war eher ein Scherz. Aber deinen Hüftschwung werde ich auch irgendwann mal testen. Wäre wahrscheinlich ein netter Anblick. Und wenn du dich klein machst, dann sieht das aus, als würdest du was mit dem rücken haben. Und das wollen wir ja nicht. Ein Tänzer ist anmutig und bewahrt Haltung. Auch wenn ihm ein Fehler unterläuft. Dann tut er so, als würde es zum tanz dazugehören."
Sie schaltete die Musik an und trat auf ihn zu.
"Zuerst den normalen Walzer." Sie nahm seine linke Hand in ihre Rechte und legte die andere auf seine Schulter.
"Deine Hand kommt jetzt an meine Taille."

"Bei dir weiß man ja nie. Aber ich dennoch erleichtert, dass mir das erspart bleibt." Aufmerksam hörte er ihr zu, was sie über die Tanzhaltung sagte und nickte verstehend. "Kopf hoch, ist der Hals auch dreckig, schon verstanden.", seufzte er und fragte sich für den Bruchteil einer Sekunde, warum er sich eigentlich hier rauf eingelassen hatte.
Nach einem tiefen Atemzug und nachdem er den ersten Klängen der Musik gelauscht hatte, legte er etwas zaghaft, dann aber entschlossener seine Hand auf ihre Taille. "Ok..und jetzt?", fragte er nach und klang schon jetzt etwas atemlos, obwohl noch nicht viel passiert war.

Sie lächelte ihm ermutigend zu.
"Zuerst führe ich. Wenn ich mein rechtes Bein nach vorne setzte, gehst du mit deinem Linken nach hinten..." Nach und nach erklärte sie ihm die Schritte. Die heiße Hand an ihrer Taille brachte sie etwas durcheinander. Doch sie versuchte sich zusammenzureißen. Sie wollte doch eine gute Lehrerin sein. Nach und nach lösten sich mehr Strähnen aus ihrem Zopf. Genervt pustete sie sie weg. Es half eher weniger.

In seinem Kopf formten sich bei dem sanften Klängen der Musik Bilder eines perfekt tanzendes Paars auf in einem großen geschmückten Ballsaal. Er musste lachen. Von dieser Vorstellung war er noch meilenweit entfernt. Schon als sie ihm die Tanzschritte erklärte und er auf seine Beine sah, wurde ihm fast schwindelig und der ahnte, dass es peinlich werden würde. So unendlich peinlich. Trotzdem versuchte er gute Miene zum bösen Spiel zu machen und jeden Schritt, der nicht auf ihren Füßen landete oder in einem Knoten seiner langen Beine gipfelte als Erfolg zu sehen.
Besser lief es als er seinen Blick zu ihrem Gesicht hob und aufhörte auf seine und ihre Beine zu starren. "Lass sie doch gleich offen.", warf er hilfsbereit ein und hätte er nicht eine Tanzhaltung zu bewahren, er wäre versucht sie selber zu lösen.

"Wenn ich sie ganz offen habe, dann stört das nur. Der Wind würde sie ganze Zeit herwum wehen. Ich mach ihn mir neu." Sie ließ ihn los und zog das Haarband heraus. Schnell warf sie die Haare nach vorne und dann wieder zurück. Schnell band sie das Gummie rum und zog den Zopf stramm.
"Also. Weiter im Text. Du guckst zuviel auf deine Füße. Das macht man nicht. Sieht nicht gut aus. Du musst immer die Tanzpartnerin und ab und zu mal deine Umgebung betrachten, damit du nicht in ein anderes Tanzpaar stolperst. Kann böse enden sag ich dir. Also, Blick zu mir. Jetzt wirst du anfangen zu führen. Die Richtung bestimmst du, indem du leicht dein Gewicht verlagerst. Wenn wir also so stehen," Sie nahm wieder seine Hand und ging in Ausgangsstellung. "dann schiebst du leicht unsere Hände nach hinten. Oder ziehst sie zu dir. Ganz nach deinem Willen. Wie du beginnen möchtest. Also immer leicht schieben. Verstehst du? Oder soll ich es dir nochmal zeigen?" Sie sah ihn fragend an. Madeline sah ihm an, dass er zögerte. Sich noch nicht sicher fühlte. Schnell überlegte sie, wie sie ihn beruhigen konnte. In ihren Gedanken formte Madeline die Bilder eines Saals. Ein Orchester spielte auf einer Bühne und gesichtslose Tanzpaare wirbelten um sie herum. Sie fügte eine lockere Atmosphäre hinzu und übertrug das Gefühl und die Bilder auf Jacob.
"Nicht erschrecken.", flüsterte sie ihm sanft hinzu. Er kannte das vielleicht schon von seinem Rudel. Aber dies war etwas anderes.

Mädchen und ihre Haare, das war schon immer ein Thema für sich und offenbar machte es auch vor Vampiren nicht halt. "Wie du meinst..", grinste er leise in sich hinein und versuchte sich anschließend wieder aufs Tanzen zu konzentrieren. Umgebung ist wohl besser, wenn ich sie angucke, werde ich bestimmt noch unsicherer.
"Schon klar." murmelte er noch ein wenig unsicher wirkend, als sich plötzlich erneut Bilder in seinem Kopf bildeten, die denen von eben gar nicht so unähnlich waren. Mit ihnen entstand ein Gefühl von Sicherheit, was ihm Zusammenhang mit Tanzen allerdins wirklich fremd war und er versuchte diese wieder abzuschütteln. Zwar hatte sie ihn gewarnt, aber diese Gedankenübertragung war ihm einfach nicht wirklich geheuer.
Trotzdem begann er sie zögerlich ein wenig über den Parkplatz zu führen, wobei sein Heranziehen und von sich wegschieben mit jedem Schritt entschlossener wurde.

Madeline betrachtete sein Gesicht. Ein konzentrierter Ausdruck war darauf zu sehen. Langsam fing sie an zu lächeln.
Sehr gut., dachte sie leise, um ihn nicht zu sehr zu stören. Der Tanz wurde immer sicherer. Fast wie ein Profi führte er sie über den Parkplatz. Er trat ihr nicht mehr auf die Füße und sie konnte sich immer besser konzentrieren. Nichts ahnend trat sie mit den hochhackigen Schuhen in eine Spalte. Der Absatz brach mit einem leisen Knirschen ab. Madeline kam aus dem Gleichgewicht und stürzte. Da Jacob immer noch ihre Hand hielt, zog sie ihn mit und er landete auf ihr. Nach ein paar Sekunden in Starre fing sie leise an zu kichern. Das Kichern wurde zu einem ausgelassenen Lachen.
"Huch. Das gehörte nicht zum Tanz. Die Spalte muss ich irgendwie übersehen haben.", sagte sie und musste wieder lachen.
"Ist dir was passiert?", fragte sie Jacob zögerlich als er keine Anstalten machte, von ihr runterzuklettern.

Es war fast ein bisschen wie in seiner Vorstellung, schweben taten sie zwar noch nicht, dazu musste der Werwolf sich viel zu sehr konzentrieren ihr nicht die zarten Füße zu zertreten, aber er fühlte sich sicherer und begann es zu genießen. Die Musik, Madeline und die Dunkelheit entspannten ihn, so dass er umso tiefer fiel und hart aus seinem Abendtraum aufschreckte, als er mit ihr stürzte und schließlich tief über ihr gebeugt ihren sich steigernden Lachanfall verfolgte und dabei ganz vergaß, dass er noch immer auf ihr lag. Erst ihr Atem an seinem Hals und Madelines zögerliche Frage, rissen ihn aus ihrer ausführlichen Betrachtung. Verflucht Jake, du bist ein Trottel, schalt er sich gedanklich und flehte zum Gott der Werwölfe und Männer, dass sie eben nicht einen kurzen Ausflug in seine Gedanken gemacht hatte. Wie von einer Tarantel sprang er, etwas taumelnd und sein Gleichgewicht noch suchend von ihr auf und schüttelte den Kopf. „Nix passiert, gar nicht, alles prima, tut mir leid mit dem Schuh.“, stammelte er hastig und um Fassung ringend vor sich hin und zwang sich zu einem tiefen Atemzug.
Dann hielt er ihr seine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. „Ich hoffe bei dir auch..“

Beruhigt atmete sie tief aus. "Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass du dir beim Sturz den Kopf angeschlagen hast. Die Schuhe sind nicht so wichtig. Ich hab noch ein Paar im Auto. Für den Notfall." Sie nahm seine Hand und ließ sich hochziehen. Ein Reißen durchbrach die Stille. Verwirrt schaute sie auf den Riss in ihrer Hose. Jacob stand auf dem Ende der Hose.
"Ähm... Aber an eine Hose hatte ich nicht gedacht." Schnell überlegte sie, was sie machen könnte. Die lange Hose zu einer Kurzen umgestalten? Wohl eher weniger. Sie musste sich ja nicht gerade vor ihrem neuentdeckten Freund die Kleider von Leib reißen. Schnell lief sie zum wagen und fing an zu kichern.
"Wenn du denn mal die Güte hättest und dich umdrehen würdest Jake. Ich muss mich mal kurz umziehen." Sie kramte im Kofferraum und zog mit einem lauten Hah ein Kleid hervor. Madeline entledigte sich in der Dunkelheit ihrer Kleider und streifte den schwarzen Fetzten über. Es ging ihr bis knapp über die Knie. Der Ausschnitt war etwas gewagt, aber das war ihr jetzt auch egal.
"So. Hast du Hunger?", fragte sie leichthin. Als ihr die Doppelbedeutung auffiel, biss sie sich leicht auf die Lippen und hoffte, dass er an Essen und nicht anderes dachte.

Erde tu dich auf, verdammt nochmal. Peinlich berührt stieg er von der Hose und war umso dankbarer für die Dunkelheit. "Sorry, anscheinend ist mein Maß an Geschicklichkeit schon gänzlich fürs Tanzen drauf gegangen.", entschuldigte er sich zähneknirschend und blickte ihr verwundert nach.
Hastig drehte er sich um und sah den Parkplatz nach einer Möglichkeit um, ganz schnell von hier zu verschwinden.
Der inzwischen vertraute Klang ihrer Stimme und die Frage machten dann aber weitere Überlegungen überflüssig und er drehte sich um. "Klar hab ich....", ihm blieb bei ihrem Anblick einem Moment die Luft weg, dann schob er ein etwas heiseres "Hunger" hinterher und verfluchte sich dafür, wie schnell seine Gedanken in der Gosse landeten. Du solltest dich was schämen, Jacob Black.
"Bist du sicher, dass du so Burgeressen willst? Da sieht mir ein bisschen..overdressed aus..", grinste er schließlich und hoffte über die Verlegenheit hinweg täuschen zu können.

Madeline lachte zurückhaltend.
"Das mcht ja nichts Jake. Der Hose werde ich auch nicht hinterhertrauern. Davon hab ich genug. Ich kann ja sagen, ich bin gerade aus einer Disco gekommen und habe jetzt Hunger." Sie zwinkerte ihm zu.
"Wer fährt vor? Oder fahren wir zusammen? Da wir beide mit dem Auto hier sind, weiß ich nicht so recht, wie wir das jetzt bewerkstelligen sollen."

"Nie um eine Antwort verlegen also..", grinste er anerkennend und blickte auf seinen Wagen. "Kommt ja drauf an.." er bremste sich kurz und überlegte, wie er seinen Gedankengang formulieren konnte ohne schon wieder mit Anlauf ins nächste Fettnäpfchen zu hüpfen. "Also mit zwei Wagen sind wir unabhängiger, sollte ich dir doch die Haare vom Kopf fressen und dich entschließen solltets, dass du mir besser nicht mehr über den Weg laufen willst, müsstest du nicht noch die Rückfahrt hierher ertragen..", erklärte er schließlich, da ihm wirklich nicht einfallen wollte, wie er es geschickt formulieren konnte.

Sie grinste ihn verschmitzt an.
"Ok. Also 2 Autos, damit wir uns nicht die Köpfe einschlagen und ich keinen Tänzer an meinen guten Freund Tod verliere. Wir sehen uns dann gleich wieder." Sie winkte ihm kurz und stieg ins Auto. Der Motor brummte sanft als sie den Zündschlüssel drehte. Langsam fuhr sie vom Parkplatz, mit Jake im Rücken los.